Rückblick auf das Sondertraining

Vom Tanzen mit Küchenpapierrollen und der Bedeutung von Kreisbahnen

– oder: ein Trainingswochenende mit Natascha Karabey

 

Am Wochenende des 17./18. Oktober fand ein besonderer Gast seinen Weg ins Saarland und an die Hermann-Neuberger Sportschule: Natascha Karabey, die amtierende Deutsche Meisterin der Professionals im Standardtanzen, hat sich trotz aller widrigen Pandemie-Umstände und kurzfristigen Unsicherheiten, ob das Wochenende überhaupt stattfinden kann, in Saarbrücken eingefunden, um die Tänzerinnen und Tänzern des TSC Schwarz-Gold-Casino, des TSG Grün-Gold-Saarbrücken und des TSC Rubin Saarlouis in die Geheimnisse noch erfolgreicheren Tanzens einzuführen und den zuschauenden Trainerinnen und Trainern neune Inspiration für ihre eigenen Stunden zu liefern.

Veranstaltungsort war die Mehrzweckhalle der Sportschule, wo bereits Anfang des Jahres die von allen Vereinen gemeinsam organisierte Latein Landesmeisterschaft stattgefunden hatte und die durch ihre Charakteristika eines Parkettbodens, einer Tribüne und viel Platz besticht. Hier fanden sich die Tänzerinnen und Tänzer bereits früh am Morgen ein, um ihre erste von drei Gruppenstunden wahrnehmen zu können.

Von unserem Clubtrainer, Oliver Rau, und einigen unserer Paare kamen im Vorfeld schon Wünsche über die thematische Ausrichtung des Wochenendes und so stimmte Natascha die Paare schnell mit einfachen Übungen auf das Hauptthema „Positionen im Paar“ ein. Während die Gegenüberstellung noch problemlos klappte, zeigten sich bereits bei den außenseitigen und den Promenadenpositionen, dass es dann doch nicht ganz so leicht ist. Auf die ersten Übungen und Korrekturen folgte schnell auch die erste Folge und die Requisite, die scheinbar zwangsläufig einen kleinen Pandemiewitz heraufbeschwören musste. Nein – kein Toilettenpapier, aber fast. Mithilfe einer Küchenrolle wurden die Center-Wechsel zwischen den einzelnen Positionen schnell verdeutlicht und auch in der Lecture sollte besagtes Equipment wieder zum Einsatz kommen. Mit viel Lob und auch aufmunternden Worten, wenn etwas mal noch nicht optimal geklappt hat, leitete Natascha durch die Stunde, die nicht schneller hätte zu Ende sein können. Mit rauschenden Köpfen wurden die Plätze getauscht und die zweite Gruppe in der Kunst der Positionen im Paar unterwiesen. Denjenigen, die gerade nicht unterrichtet wurden, stand es frei, auf der benachbarten Fläche das Erlernte in einem „freien Training“ zu festigen, auf der Tribüne den anderen zuzuschauen oder sich natürlich unter Wahrung der Hygienevorschriften zu einem Plausch mit anderen Paaren zu treffen.

Bereits am Vormittag konnten zudem auch Privatstunden genommen werden, zu denen auch nur positive Rückmeldungen zu hören waren. Eine erste Pause für alle gab es schließlich zum Mittagessen; anders als geplant konnte dieses nicht in der Kantine der Sporthochschule eingenommen werden. Stattdessen gab es Italienisch aus der Pizzaria in die Sportschule geliefert und wiederum die Möglichkeit, sich ein wenig auszutauschen und Natascha ins Gespräch zu kommen.

Nach weiteren Privatstunden und somit einer längeren Pause für die meisten Tänzerinnen und Tänzer kam es zu einer weiteren Besonderheit am Wochenende; der Lecture. Ganz im Zeichen des Jahres 2020 wurde diese auch online live übertragen. Wie ein Instagram-Foto später beweisen sollte, wurde dieses nicht nur von Einzelpersonen angenommen, sondern auch von ganzen Formationen. Leider gab es auch hier einige technische Probleme, sodass es eine „Wiederholung“ der Lecture am Wochenende nach dem Workshop geben musste.

In der Lecture selbst ging es natürlich auch wieder um Positionen im Paar, aber auch um Schwung und Drive Action. Auch ohne Partner oder Demopaar konnte Natascha die verschiedenen Einflussfaktoren anschaulich darstellen und auf einen weiteren Aspekt eingehen, der für schönes Tanzen auf Weltniveau ganz entscheidend ist: Die Kreisbahn beziehungsweise Kreisbahnen, auf denen letztlich alle Bewegungen ablaufen. Anschaulich erklärt wurde dies auch wieder in den letzten Gruppenstunden des Tages, wobei sie bemerkte, dass man doch immer wieder auch auf die Positionen im Paar zu sprechen kommen musste.

Am frühen Abend endete dann auch die letzte Gruppenstunde und am späteren Abend auch die letzten Privatstunden, sodass die Paare eine Nacht hatten, um das Gelernte nochmals Revue passieren zu lassen und am nächsten Morgen vielleicht nicht mehr ganz so frisch, aber immer noch hoch motiviert zu ihrer letzten Einheit antreten konnten. Doch selbst, so betonte Natascha, wenn man jetzt noch nicht alles direkt umsetzen konnte, sei es wichtig und gut, es schon mal gehört zu haben und sich daran erinnern zu können. So gestaltete sich der zweite Trainingstag auch mit viel Elan und Motivation und brachte den Tänzerinnen und Tänzern auch die etwas schwierigeren Positionen im Paar, wie die Gegenpromenade, näher. Zudem lernten unsere saarländischen Paare auch einen persönlichen Favoriten von Natascha kennen; die Endlosschleife, die einem nicht nur tänzerisches Können, sondern auch viel Konzentration abverlangte. Aber gerade das mache Tanzen auch auf jeder Ebene zu so einem gesunden Sport.

Während am ersten Tag die Lecture das nachmittägliche Highlight bildete, gab es am zweiten Tag ein betreutes freies Training. Hier konnten die Paare, die daran teilnehmen wollten, ihre ganz normalen Programme präsentieren, Fragen stellen und kleinere oder größere Korrekturen erhalten. War dieses Training anfangs eher eine spontane Idee und in der aller ersten Planung noch nicht enthalten gewesen, so zeigten die Rückmeldungen der Tänzerinnen und Tänzer doch, dass es beim nächsten Training auf jeden Fall aufgenommen werden sollte.

Überhaupt zeigten sich die Paare nicht nur live vor Ort mehr als begeistert, sondern auch in der auf das Wochenende folgenden Umfrage mehr als interessiert daran, einen solchen Workshop zu wiederholen. Ihrem Wunsch soll Folge geleistet werden: Wenn alles klappt, kommt Natascha vielleicht am Wochenende vor Ostern wieder ins Saarland. Wir freuen uns, euch dann wieder zu diesem Wochenende begrüßen zu dürfen!